Auf Entdeckungstour in Westschweden bei der OAS Kids 2016

Die Outdoor Academy of Sweden (kurz OAS) ist ein gemeinsames Projekt der Scandinavian Outdoor Group (Kooperation zwischen den führenden skandinavischen Outdoor Marken), VisitSweden (Schwedens offizielle Webseite für Tourismus- und Reise-Informationen), und der jeweiligen regionalen Tourismus Organisation. Die OAS versteht sich als eine Art “Werbeveranstaltung” für Schweden, wo Touren-Veranstalter, Presse, und Retailer die Möglichkeit haben, Skandinaviens neueste Aktivitäten und Produkte im Outdoor-Bereich kennen zu lernen. Mittlerweile fanden fast 50 dieser Academies statt. Bei zwei von diesen konnte ich bisher schon dabei sein (in Schwedisch Lappland und in Värmland).

Vergangene Woche fand nun erstmalig die OAS Kids statt, bei der jeder erwachsene Teilnehmer die Gelegenheit hatte, ein Kind im Alter zwischen 6 und 12 Jahren als Begleitung mit nach Schweden zu nehmen. Ich durfte bei der ersten OAS dieser Art dabei sein, und brach also gemeinsam mit unserer ältesten Tochter für 4 Tage nach Schweden in die Region Dalsland auf. Das Programm wurde speziell auf Kinder zugeschnitten, und auch die Testprodukte der skandinavischen Hersteller (Isbjörn, Reima, Didriksons, Helsport, Morakniv und ) galten in erster Linie natürlich den Kids.

Am Laxsjön See

Tag 1 – Anreise, Ausrüstung und Unterkunft

Bereits um 4 Uhr in der Nacht hieß es für uns aufstehen, denn unser Flieger sollte schon um 6:15 Uhr abheben. Über Amsterdam ging es so, von Luxemburg aus, nach Göteborg, wo wir von Sanna, Emilie und Therese (PR Manager der Region Westschweden) herzlichst in Empfang genommen wurden. Von hier aus brachte uns ein Bus in rund zweieinhalb Stunden nach Dals-Långed zum Gutshaus Baldersnäs. Inmitten von Wiesen liegt Baldersnäs auf einer Halbinsel im Laxsjön See, einem Abschnitt des Dalsland-Kanals. Das Gutshaus blickt auf eine 200-jährige Geschichte zurück und hat seinen Ursprung in der Zeit der Eisenindustrie, die die Region reich machte.

Nach einer kleinen individuellen Entdeckungsrunde dieses wundervollen Anwesens, war es auch schon Zeit für die Bescherung. Für die Kinder gab es Hosen, Jacken, Shirts, und Schuhe von Isbjörn, Reima und Disdriksons, sowie Schlafsäcke von Helsport. Zum Übernachten stand jedem entweder ein Zelt von Hilleberg oder Helsport zur Verfügung. Außerdem gab es für Groß und Klein noch ein und ein Pack-up-Bottle von Light My Fire. Anschließend erhielten wir noch ein paar Details zum voll gepackten Programm der folgenden Tage.

Nachdem wir die ganze Ausrüstung auf unser Zimmer geschleppt hatten, durften wir noch unseren Orientierungssinn mit Schatzkarte und Kompass schärfen, ehe die Küche des Gutshauses uns mit einem leckeren Abendessen verwöhnte. Zum Übernachten stand uns eigentlich ein Zimmer zur Verfügung, Eve wollte aber gleich am ersten Abend schon im Zelt schlafen. Also haben wir unser Hilleberg Anjan 2 GT gemeinsam in direkter Nähe zum Laxsjön See aufgestellt und den Tag mit den Füßen im kühlen Nass ausklingen lassen.

Tag 2 – Paddeln, Mountainbiken und Angeln

Aufgewacht. Taghell im gelben Innenzelt. Der Blick auf die Uhr zeigte 4 Uhr „in der Nacht“. Waren wir tatsächlich so weit nördlich? Eve schlief zum Glück tief und fest, und ich versuchte ebenfalls noch etwas Schlaf vom Vortag nachzuholen, ehe der Wecker uns dann um 7 Uhr aus den Schlafsäcken trieb. Nun hieß es Sachen packen, frühstücken, und ab zum Steneby Fluss wo die Kanus schon bereit standen.

Der Steneby ist ein schmales Gewässer, das langsam durch Wälder und Wiesen fließt. Jeweils ein Erwachsener und ein Kind nahmen in einem Kanu Platz und konnten dann auch schon drauf los paddeln. Eve bevorzugte aber eher das Sonnendeck und ließ lieber die Füße im kühlen Wasser treiben, was mir das Vorankommen nicht wirklich erleichterte. Wir hatten zwar keine Eile, aber im und über dem Fluss lagen zahlreiche Baumstämme, die es zu über- bzw. unterfahren galt. An einer Fußgängerbrücke, welche so tief über das Gewässer führte, dass man den Bug des Kanus hinunter drücken musste, wurde es besonders knifflig. Aber auch diese Stelle meisterten wir (mehr oder weniger) souverän. Solche Hindernisse machen den Reiz an dieser Kanufahrt, auf dem ansonsten eher ruhig fließenden Steneby Fluss, aus. Nach knapp 5 Kilometern mussten wir dann auch schon wieder aussteigen, und fuhren zum Mittagessen (schwedischer Rentier Döner) im Freien zu Dalslands Aktiviteter in Stenebygård. Das Unternehmen arrangiert eine Vielzahl von Outdoor-Aktivitäten in der Region, von denen wir noch einige ausprobieren sollten.

Am Nachmittag stand eine kleine Mountainbike Tour durch die idyllischen Wälder Dalslands auf dem Programm. Anschließend durften wir uns am Angeln bzw. Spinnfischen an einem malerischen kleinem See versuchen. Zu meiner Verwunderung kam Eve wunderbar mit der Angelrute klar, und hat den Blinker problemlos selbst eingeworfen und wieder eingenommen. Leider haben wir selbst keinen Fisch gefangen (obwohl Eve kurz einen an der Angel hatte), andere Kinder haben aber die eine oder andere Regenbogenforelle und sogar einen kleinen Hecht an Land gezogen.

Nach dem Abendessen unter freiem Himmel, stachen wir nochmal gemeinsam zu einer Bibersafari in See, und zwar auf sogenannten „Kirchbooten“, die typisch für Schweden sind und früher die Gläubigen zum Gottesdienst brachten. Eve war allerdings schon so müde, dass sie ganz vorne am Bug des Bootes eingeschlafen ist, und eine schöne Galionsfigur abgab. Wieder an Land hieß es deshalb schnell in den Schlafsack kriechen und ausruhen.

Tag 3 – Messer, Elche und Dalsland-Kanal

Nach einem Outdoor Frühstück bei Dalslands Aktiviteter, sind wir zum Hauptsitz des Erlebniscenters in Steneby gefahren. Hier konnten wir Elche streicheln und füttern, lernten wie man Feuer mit einem Magnesium Feuerstarter macht, und haben eine kleine Rundwanderung auf dem Naturerlebnispfad Stenebyleden gemacht und einige Informationen zur lokalen Flora und Fauna erhalten. Außerdem hat der Messerhersteller Morakniv uns in die Kunst des Schnitzens eingeführt, und jeder hat ein eigenes Messer erhalten, was nicht nur bei den Kids besonders gut ankam. In den Pausen sah man nun stets Kinder an ihrem Übungsholz rum schnitzen.

Nach einer kleinen Stärkung vom Grill, ging es anschließend nach Håverud, wo uns eines der Highlights aus der Region erwartete, der Dalsland-Kanal. Der Kanal ist ein rund 250 Kilometer langer Wasserweg von der norwegischen Grenze im Norden bis Köpmannebro im Süden. Von der Strecke sind jedoch nur wenig mehr als 10 Kilometer künstlich angelegt, der restliche Weg führt durch verschiedene Seen. Der Kanal wurde in den Jahren 1864 bis 1868 gebaut, um vor allem Eisenerz und Holz nach Süden transportieren zu können.
An Bord der M/S Storholmen fahren wir von Håverud aus über den berühmten Aquädukt wo sich Wasserlauf, Straße und Eisenbahn auf drei Ebenen überkreuzen, und durchqueren insgesamt 11 Schleusen, welche stellenweise nur 10 Zentimeter breiter als das Schiff sind. Die Schleusen waren dann auch am spannendsten für die Kinder, die sich immer gleich am Bug versammelten und dem Schleusenwärter bei der Arbeit zuschauten.

Am späten Nachmittag legten wir wieder am Kai des Gutshaus Baldersnäs an, wo wir unseren letzten Abend in Westschweden verbringen sollten. Ich, wie einige andere auch, nutzte nochmal die Gelegenheit in den See zu springen, und eine Runde zu schwimmen. Selbst Eve, der sonst schon mal das Wasser beim Schwimmunterricht zu kalt ist, hat einen Sprung ins kalte Nass gewagt!

Beim gemeinsamen Abendessen ließen wir die vergangenen Tage nochmal mit tollen Fotos der Fotografin, welche uns die ganze Zeit über verfolgte, Revue passieren. Außerdem gab es für Groß und Klein ein Diplom als neuer „Outdoor Ambassador of Sweden“ und Süßes von Skogsmulle. Skogs wer? Ach ja, da war ja noch dieser Waldtroll, der uns immer wieder mal aufsuchte, und uns über unser Verhalten in der Natur belehrte. Schwedischen Kindern bringt Skogsmulle (oder kurz Mulle) die Geheimnisse der Natur näher, lehrt sie Tiere und Pflanzen kennen und verstehen, und erklärt warum man keinerlei Abfall in der Natur zurück lassen soll. Solltet ihr Mulle mal in den schwedischen Wäldern begegnen, dann grüßt ihn mit einem fröhlichen „Hej kollikok!“.

Die letzte Nacht unseres Aufenthalts verbrachten wir diesmal im pittoresken Haupthaus von Baldersnäs.

Tag 4 – Wasserschlacht, Pilgrimsleden und Abschied

Am Morgen stand für die Kinder eine große Wasserschlacht auf dem Programm. So konnte die Regenbekleidung von Didriksons nun doch noch getestet werden, denn über die gesamte OAS kannten wir ausschließlich Sonne bei sommerlichen 25°C und mehr. Die Reiseveranstalter bekamen indes während eines Workshops weitere Informationen zu Dalslands Outdoor Angeboten und Produkten für Familien, während die Retailer alle Einzelheiten zu den Kollektionen der verschiedenen Hersteller erhielten. Die Presse brach derweil zu einer kurzen Wanderung auf dem Pilgrimsleden (dazu später mehr) auf, und machten ein Fika (traditionelle schwedische Kaffeepause) in einem kleinen, neu eröffnetem, stylischen Hotel in Upperud, welches direkt am Pilgrimsleden liegt.

Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen auf Baldersnäs, hieß es dann auch schon Abschied von Dalsland und Westschweden nehmen.

Fazit

Was soll ich noch groß sagen? Das Event war mal wieder hervorragend organisiert, die Region malerisch schön, die Schweden super nett, die Hersteller gut ausgerüstet, und das Gebäck zum Fika köstlich! Das wichtigste waren aber bei dieser Outdoor Academy sicherlich die Kinder. Und die hatten offensichtlich, wie man auch auf den Bildern unschwer erkennen kann, eine Menge Spaß! Wobei wir auch schon beim Fazit zu dieser ersten wären, nämlich, dass Schweden ein ausgezeichnetes Reiseziel für einen Familienurlaub mit Kindern ist. Die Natur bietet hier schlicht einen idealen und abwechslungsreichen Spielplatz, und lädt zu vielfältigen Outdoor Aktivitäten für Groß und Klein ein. Man muss ja nicht gleich im glamourösen Gutshaus Baldersnäs übernachten (auch wenn es sehr schön dort ist). Dank Allemansrätt (dt. Jedermannsrecht) ist es in Schweden quasi überall möglich, sein Zelt in der freien Natur aufzuschlagen.

Eins ist nach dieser Entdeckungstour jedenfalls sicher, Schweden wird uns wiedersehen. Versprochen!

Hinweis
Sämtliche Kosten (Anreise, Verpflegung, Unterkunft) wurden von der Outdoor Academy of Sweden übernommen. Den Großteil der Ausrüstung gab es kostenlos gegen eine freiwillige Spende an die World Childhood Foundation.

Fotos: Freiluft Blog, Sara Wänseth (Wasserschlacht)

Kategorien: Schweden

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1 Kommentar

  1. Wow das sieht ja fantastisch aus! Das leicht bergige Terrain erinnert mich irgendwie immer an die Schweiz. Könnte glatt der Ausblick von einem Hotel in Davos sein. Nur die Seen passen nicht unbedingt dazu ;)

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