Garmin Forerunner 620 im Test

Als Garmin vor wenigen Monaten die neue Forerunner 620 Laufuhr vorgestellt hat, war für mich klar, die muss ich haben! Design und Funktionsumfang des FR 620 sind genau auf meine Bedürfnisse zugeschnitten. Seit einigen Wochen ist die neue Laufuhr nun in der HR Version (mit Brustgurt) bei mir im Einsatz.

Garmin Forerunner 620

Lieferumfang

Der Lieferumfang fällt recht überschaubar aus. Neben der Forerunner 620 GPS-Uhr gibt es noch eine USB-Ladehalterung, den HRM-Run Pulsgurt (nur bei der HR Version) sowie diverse Handbücher.

Garmin Forerunner 620 Lieferumfang

Beim Pulsgurt handelt es sich um das neue HRM-Run Modell, welches über einen eingebauten Beschleunigungssensor verfügt, der jede Bewegung des Oberkörpers aufnimmt und daraus drei verschiedene Lauf-Parameter errechnet. So werden neben Herzfrequenz auch Schrittfrequenz, Vertikalbewegung und Bodenkontakt ermittelt.

Die USB-Ladehalterung verfügt über eine magnetische Aufnahme für die Uhr und kann diese an jedem USB-Port oder -Netzstecker aufladen. Leider liefert Garmin keinen Netzstecker mit, mittlerweile sollte aber wohl jeder mindestens ein solches Teil zu Hause liegen haben.

Im Vergleich mit dem FR 410

Bisher war mein Begleiter bei Training und Wettkämpfen, der Garmin Forerunner 410. Das ist zwar nicht der direkte Vorgänger des FR 620, ähnelt vom Aufbau aber vielen anderen FR Modellen. Allen gemein war bisher das starre, vorgeformte Armband. Der Forerunner 620 verfügt hingegen über ein flexibles Armband welches wie bei herkömmlichen Armbanduhren direkt am Rundgehäuse selbst befestigt wird. Das verleiht der Uhr ein besonders angenehmes Tragegefühl. Die schmale und elegante Gehäuseform macht den FR 620 zudem alltagstauglich, im Gegensatz zu vielen anderen überdimensionierten GPS-Uhren.

Garmin Forerunner 620 vs. 410 Garmin Forerunner 620 vs. 410 Garmin Forerunner 620 vs. 410

Weitere Unterschiede findet man bei der Ladeklemme, welche nun keine Klemme im eigentlichen Sinne wie beim FR 410 ist, sonder eine magnetische Ladeschale. Diese funktioniert tadellos und hält die Uhr während des Ladevorgangs sicher fest.

Auch der Brustgurt ist beim FR 620 komplett neu und verfügt nun, wie eingangs schon erwähnt, über einen integrierten Beschleunigungssensor mit dessen Daten verschiedene Lauf-Parameter errechnet werden. Äußerlich ähnelt er dem FR 410 beiliegendem Premium Herzfrequenz-Brustgurt, und trägt sich auch genau so angenehm auf der Haut. Durfte man diesen bisher nur per Hand waschen, so empfiehlt Garmin beim neuen HRM-Run Pulsgurt des FR 620 einen Waschgang bei 30°C in der Waschmaschine nach jedem 7. Einsatz.

Funktionen

Der Forerunner 620 verfügt über ein hochauflösendes Farbdisplay mit Touchscreen. Die Farben sind leider nicht so satt und kontrastreich wie auf den Produktfotos von Garmin, und sind allenfalls ein nettes Gimmick welches nicht wirklich viel zur Funktion der Uhr beiträgt. Das Display an sich ist scharf und sehr gut ablesbar.

Die Bedienung der Uhr erfolgt über 4 Tasten am Gehäuserand, über 2 Touchflächen links und rechts des Displays, sowie über den Touchscreen selbst. Die Tasten bieten einen schnellen Zugang zu den wichtigsten Funktionen wie Start/Stop, Lap, oder Displaybeleuchtung. Der Touchscreen funktioniert sehr gut, einzig der rechte Bereich zum Aufrufen des Menüs am äußeren Rings des Displays, reagiert zuweilen schon mal recht träge.

Garmin Forerunner 620 Garmin Forerunner 620 Garmin Forerunner 620
Garmin Forerunner 620 Ladekabel Garmin Forerunner 620 Ladekabel Garmin Forerunner 620 Ladekabel

Der Forerunner 620 vereint natürlich wieder alle bisherigen Funktionen die man schon von anderen Forerunner Modellen kennt, wie etwa Auto Pause, Auto-Lap, Pace-Alarm, Auto-Scroll der individuell konfigurierbaren Datenseiten, oder den Virtual Partner. Zusätzlich bietet der FR 620 aber auch einige neue interessante Features wie z.B. die integrierte Leistungsanalyse welche anhand eines ausgeklügelten Algorithmus die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität (VO2 max) und eine Lauf-Prognose ermittelt. Bei mir steht dieser Wert mittlerweile bei sehr guten 55 ml/min/kg. Die vorausgesagten Zeiten für 5 km (18:48), 10 km (39:01), Halbmarathon (1:26:18) und Marathon (3:00:04), halte ich dann aber doch für sehr optimistisch und liegen rund 20% unter den Zeiten die ich derzeit realistisch schaffe.

Die neue Laufuhr verarbeitet auch die Daten des erstmals im Gehäuse eingebauten Beschleunigungssensors (G-Sensor). Neben den bekannte Werten wie Herzfrequenz, Distanz, Geschwindigkeit etc. zeigt der Forerunner nun zusätzlich auch die Schrittfrequenz an (spm = Steps per Minute) an. Trägt man den neuen Premium Herzfrequenz-Brustgurt namens „HRM-Run“, berechnet der Forerunner 620 zudem Bodenkontaktzeit (GCT = Ground Contact Time) und Vertikalbewegung (in cm). Denn der HRM-Run Brustgurt enthält ebenfalls einen Beschleunigungssensor, der aber im Gegensatz zum schwingenden Handgelenk relativ ruhig sitzt und so genauere bzw. ergänzende Daten liefert.
Im Prinzip erhält man mit dem FR 620 somit wertvolle zusätzliche Daten, welche aber wohl eher für erfahrenere Läufer interessant sind, welche ihren Laufstil verbessern möchten.

Neu sind auch die Connectivity Features via WLAN und Bluetooth LE. Somit ist der 620 der erste Forerunner welcher über WLAN mit der Online-Trainingsplattform Garmin Connect synchronisiert werden kann. Auch Firmware Updates können mittels WLAN automatisch auf die Uhr übertragen und installiert werden. Über die Bluetooth Anbindung kann man die Laufuhr mit dem Smartphone koppeln und so seine Daten via die kostenlose Garmin Connect App auf die Trainingsplattform übertragen oder die Live-Tracking Funktion nutzen.
Seit den letzten Firmware Updates funktioniert die WLAN und Bluetooth Übertragung nun übrigens tadellos.

In der Praxis

Der Forerunner 620 wiegt nicht mal 44 g und trägt sich dank der schlanken Gehäuseform wie eine normale Uhr. In der eleganten weiß/orangen Version macht die Uhr auch im Alltag stets eine gute Figur. Doch als einfache Uhr wäre der FR 620 sicherlich zu schade (und zu teuer), denn beim Lauftraining spielt er seine vollen Stärken aus. Ich habe nun schon einige hundert Kilometer mit der neuen Garmin Uhr zurückgelegt und möchte deshalb auch etwas aus der Praxis berichten.

Garmin Forerunner 620 im Einsatz

Die Positionsbestimmung erfolgt Dank aGPS (Positionsdaten werden automatisch via WLAN im Vorfeld bezogen) binnen weniger Sekunden. Nur vereinzelt musste ich bis zu 3 Minuten auf ein Signal warten, aber bei regelmäßiger WLAN Synchronisation ist dies eher die Ausnahme.
Die Trackaufzeichnung erfolgt auch im dichten Großstadtdschungel (OK, ist nicht wirklich eine Großstadt) recht präzise und es gab, wenn überhaupt, nur sehr selten kurze Ausfälle.

Die Bedienung der Tasten und vor allem des Touchscreens funktioniert tadellos, auch im Regen oder mit verschwitzten Fingern. Die Ablesbarkeit des Displays ist bei allen Lichtverhältnissen hervorragend, selbst bei 4 Datenfeldern auf einer Seite. Wer eine größere Schrift bevorzugt kann auch nur ein oder zwei Datenfelder pro Seite anzeigen, hier kann man das Display ganz individuell auf seine Bedürfnisse einstellen.

An die Angabe der Batterielaufzeit von bis zu 10 Stunden im Trainingsmodus bin ich noch nicht heran gekommen. Hier geht aber zwischen den Trainingseinheiten wohl auch einiges an verloren beim Synchronisieren über WLAN / Bluetooth, sowie der normalen alltäglichen Nutzung der Uhr. Mir ist es bisher nur ein mal passiert, dass sich der Akku während eines Laufs komplett entleert hat und die Uhr sich abschaltete. Schuld daran war wohl die etwas unpräzise Akkuanzeige welche nur als kleines Symbol im Uhrzeit-Modus angezeigt wird. Hier wäre eine Angabe in Prozent sicherlich hilfreicher.

Fazit

Dank der umfangreichen Funktionen zur Datenanalyse ist der Forerunner 620 derzeit wohl die GPS-Uhr schlechthin für ambitionierte Läufer. Allerdings auch nur für Läufer. Und auch nur für Straßenläufer. Für andere Sportarten wie Radfahren oder Schwimmen sind schlichtweg keine Funktionen vorgesehen. Selbst Trailrunner werden den barometrischen Höhenmesser vermissen und eher auf eine andere Uhr zurück greifen. Fürs Fitnessstudio fehlt mir zudem die Option zum Abschalten des G-Sensors wenn ich am Rudergerät, dem Crosstrainer oder dem Spinningrad trainiere.
Der Forerunner 620 richtet sich somit, meiner Ansicht nach, ausschließlich an ambitionierte Straßenläufer.

Mit einem unverbindlichen Verkaufspreis von 449 Euro (derzeit knapp unter 400 Euro bei Amazon) ist der FR 620 inkl. HRM-Run Brustgurt zudem kein . Wenn man bedenkt, dass die kürzlich vorgestellte fenix 2 aus dem selben Haus quasi sämtliche Funktionen des FR 620 bereits integriert hat und bei identischer UVP noch weit mehr kann, dann sollte man sich überlegen ob man nicht gleich zur etwas klobiger wirkenden Outdoor-Uhr greift.

Da ich derzeit fast ausschließlich auf der Straße laufe, und für meine Wanderungen und Geocaching Touren einen wunderbaren Garmin Oregon 650 mein Eigen nennen kann, bin ich trotz Erscheinen der fenix 2 überaus glücklich mit meinem Forerunner 620. Nicht zuletzt weil sie auch im Alltag stets am Handgelenk bleiben kann.

Weitere Informationen zum Forerunner 620 gibt es auf der Forerunner Seite von Garmin. Weitere ausführliche Reviews gibt es zudem bei DC Rainmaker, im Blog von Bergzeit, sowie bei Eiswuerfelimschuh.

Kategorien: Elektronische Ausrüstung,Running & Trailrunning

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5 Kommentare

  1. Danke für den guten Bericht und vor allem für die Info, dass der GPS-Empfänger nicht abschaltbar ist. Ich war schon fast am Überlegen, ob ich auch auf die neue umsatteln soll. Aber auch bei den Indoor-Einheiten habe ich gerne die Pulsmessung dabei.

  2. GPS ist abschaltbar! Lediglich der G-Sensor ist nicht abschaltbar, deshalb zeichnet der Forerunner einige Kilometer auf, obwohl man rudert oder auf dem Crosstrainer sitzt. Pulsmessung funktioniert zwar indoor einwandfrei, aber später hat man dann halt komische Zahlen für Kilometer und Schrittzahl auf Garmin Connect.

  3. Sehr interessant zu lesen. Freut mich, dass du so zufrieden mit dem neuen FR620 bist. Ich würde ihn mir auch sofort kaufen, wenn ich nicht wie erwähnt auf den Nachfolger vom 910er warten würde. Aber mit der Fenix 2 hast du mir auch einen Floh ins Ohr gesetzt.

  4. Hehe, frag einfach mal bei Garmin nach einem Testexemplar der fenix 2, oder vielleicht können sie dir ja schon was zum Nachfolger des 910er verraten :) PR Kontakt von Garmin hast du, oder?

  5. Pingback: Der Blogger-Wochenrückblick | Sports Insider Magazin

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