Mit dem ING Night Marathon habe ich seit meiner ersten Teilnahme vor zwei Jahren noch eine Rechnung offen. So viel sei schon mal verraten, nach der dritten Teilnahme am Halbmarathon am vergangenen Wochenende, steht diese Rechnung leider immer noch offen.
Punkt 19:00 Uhr fiel am Samstag Abend, bei bestem Laufwetter, der Startschuss zur 10. Ausgabe des ING Night Marathons in Luxemburg Stadt. Nicht weniger als 11.000 Läufer hatten sich dieses Jahr für die verschiedenen Disziplinen (Marathon, Halbmarathon, Team Run, 5k Run for success, Mini Marathon und Mini Mini Marathon) angemeldet, wobei der Großteil (etwa 7.000 Teilnehmer) sich für die halbe Distanz entschieden hatte.
Ich fühlte mich gut vorbereitet und hatte mir als Zielzeit die bereits im letzten Jahr anvisierten 01:50:00 gesetzt. Die ersten Kilometer über den Kirchberg liefen auch entsprechend gut mit einer Pace von knapp unter 5 min/km. Vom eher ruhigen Kirchberg ging es nach rund 8 km über die Roud Bréck (Rote Brücke) über den Kreisverkehr Schuman Richtung Limpertsberg. Dies ist für mich eine der genialsten Streckenabschnitte überhaupt, denn hier steppt der Bär! Im Kreisverkehr steht eine Bühne von der eine Samba Kapelle für mächtig Stimmung sorgt, links und rechts stehen die Zuschauer ganz eng an der Strecke und machen jede Menge Lärm, und vor bzw. hinter einem die schier unendlich Schar an Läufern. Absolutes Gänsehautfeeling!
Bei Kilometer 10 zeigte meine Uhr eine Zwischenzeit knapp unter 50 Minuten, alles prima soweit. Doch schon auf dem Weg vom Limpertsberg in die Innenstadt merkte ich, dass es langsam aber sicher nicht mehr rund läuft. Nach insgesamt ca. 12 – 13 km kam dann der Mann mit dem Hammer, und hat dermaßen rein gehauen, dass ich am liebsten eine Gehpause eingelegt hätte. Aber in einem der Zuschauer reichsten Abschnitte ist das natürlich ein Unding. Schwer zu beschreiben wie ich mich fühlte und was genau der Auslöser war. Getrunken und gegessen hatte ich vor dem Rennen eigentlich zu genüge. Das Wetter war mit trockenen 15°C auch perfekt. Die Aufzeichnung meines Laufs zeigt zwei Mal einen sprunghaften Anstieg der Herzfrequenz weit über 200 bpm, was ich aber eher auf fehlerhafte Daten vom Brustgurt (das erste Mal übrigens mit dem neuen Garmin HF Gurt der fenix 3) zurück führe.
Durch die Zuschauermassen angeheizt, lief ich weiter, immer langsamer werdenden Schrittes, wieder zurück Richtung Kreisverkehr Schuman und über die Rote Brücke. Ab hier startete dann der eigentlich schwierigste Teil der Strecke über die endlos lange 6-spurigen Avenue John F. Kennedy. Meine Pace fiel schließlich von langsamen 6 min/km auf gar sehr langsame 7 min/km, nachdem ich dann doch eine Gehpause eingelegt hatte, da wo fast keine Zuschauer mein Elend sehen konnten. Mittlerweile war mir die Zeit egal und ich wollte nur noch endlich ankommen.
Kurz vor dem Ziel wartete die Familie und zauberte mir wieder ein Lächeln ins Gesicht. Schließlich lief ich in 01:56:41 Hand in Hand mit meiner Tochter über die Ziellinie. Zwischen Kilometer 10 und 21 hatte ich fast 1.000 Plätze eingebüßt und landete somit auf Platz 2.668 unter mehr als 7.700 Finishern. Die Enttäuschung war doch schon groß und ich ärgerte mich über die wieder mal verkorksten Schlussphase des Laufs.
Völlig erschöpft und ausgelaugt ging es dann auch gleich nach dem Duschen zurück nach Hause, wo ich sofort ins Bett fiel und erst mal eine Nacht über die Misere schlafen musste …
Ich hab es an dieser Stelle schon mehrmals erwähnt und tue es gerne noch mal, der ING Night Marathon ist mit seinen vielen engen Kurven, einigen Steigungen, und mehr als 10.000 Läufer auf teilweise schmalen Straßen, kein einfacher Lauf. Mein Einbruch ist aber nicht den Gegebenheiten der Strecke geschuldet, sondern meiner Form, wobei ich diese vor dem Lauf allerdings als recht gut eingeschätzt hätte. Wetter und Verpflegung vor und während dem Rennen, waren auch perfekt. Einzige Erklärung die ich derzeit habe, ist, dass ich vielleicht nicht genügend lange Läufe trainiert habe. Tatsächlich stehen nur 8 Läufe mit mehr als 15 km (davon gerade mal 2 mit mehr als 17 km) in meinem Trainingstagebuch seit Anfang des Jahres. Außerdem fehlt es wohl an langsamen Läufen. Nur ganz selten laufe ich im Training mit einer durchschnittlichen Herzfrequenz unter 140 bpm (= 75% meiner maximalen HF).
Der ING Night (Halb-) Marathon bleibt auch nach der 3. Teilnahme eine Hassliebe. Ich liebe die Stimmung entlang der Strecke, aber hasse diese letzten 5 – 6 km. Und jedes mal sage ich mir nach dem Zieleinlauf, ich werde an diesem ver###en Lauf nicht mehr teilnehmen. Vielleicht werde ich nun tatsächlich 2016 nicht mehr beim Halbmarathon antreten, dafür dann aber eventuell mit einem schnellen 4er Team beim Staffellauf auf der Marathondistanz. Schau’n mer mal …
4 Kommentare
Tom
Also am Stoffwechsel kann es meines Erachtens nicht liegen. Einen Halbmarathon kann normalerweise jeder, der ein wenig dafür trainiert hat ohne Essen laufen. Dehydrierung könnte ich mir vorstellen, aber nicht bei 15 Grad.
Ich glaube eher, Du hast schlicht übersäuert. Du hast eingie Peaks über 170 Hz drin und bist sonst permanent knapp darunter. Erscheint mir für einen Halbmarathon recht hoch, da Du ja auch nicht der bist, der große Umfänge trainiert. Vielleicht solltest Du mal in eine Ergo-Spirometrie investieren, damit Du Deine Pulsfrequenzgrenzen hast, an denen Du laufen kannst. Bei mir ist der Korridor zwischen dem Tempo, dass ich im Marathon durchlaufen kann und dem, bei dem ich nach 3 Kilometer blau bin, gerade mal 3 Schläge breit.
Die Tagesform ist nicht immer gleich. Wahrscheinlich hat Dein Körper einfach schon auf Bettmodus umgeschalten. ;-)
Sven
Danke für deine Analyse :) Dehydrierung kann nicht sein, da ich die Tage zuvor schon reichlich getrunken habe. Mein durchschnittlicher Puls ist bei Wettkämpfen immer so zwischen 165 und 170 bpm.
Eine Leistungsdiagnostik steht eigentlich immer noch auf meiner To do Liste. Ich bin ja „nur“ ein ambitionierter Hobby Sportler, da schien mir eine umfangreiche Leistungsdiagnostik immer etwas übertrieben. Ist aber wohl doch nicht so abwegig …
Thomas
Ich mach die einmal im Jahr. Es hat sich gezeigt, dass sich die Pulsgrenzen im „Alter“ kaum noch ändern. Von daher wird dir auch ein einmaliger Test viel bringen.
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