Merinowolle – Das ideale Material für Outdoorsportler

Dies ist ein Gastbeitrag von Gerald Bacher, Outdoor-Sportler und Betreiber der Seite Edlerzwirn.com.

Man begibt sich auf eine Wanderung, der Gipfel ist in greifbarer Nähe. Oben angekommen, lässt man sich glücklich und zufrieden neben seiner Wanderbegleitung am Gipfelkreuz nieder, doch diese rückt mit gerümpfter Nase ein Stückchen weg, weil das durchgeschwitzte Kunstfasershirt einen unangenehmen Geruch verbreitet. Wem dieses Szenario bekannt vorkommt, der sollte sich für die nächste Bergtour mit Merinokleidung einkleiden. Zwar liegt dieses weiche Naturmaterial preislich über allen Kunstfasern dieser Welt, besonders für Sportler, die entsprechend oft und viel schwitzen, ist das Material jedoch ideal.

Welche Vorteile bietet

Wie die Einleitung bereits vermuten lässt, hat Merinowolle gegenüber Kunstfasern einen gewaltigen Vorteil: Sie ist geruchsabweisend und gibt einmal aufgenommene Gerüche sehr leicht wieder an die Umwelt ab – nur ein paar Stunden an der frischen Luft und niemand würde vermuten, dass man in dem Shirt kurz zuvor noch eine schweißtreibende Bergtour unternommen hat. Weitere positive Eigenschaften von Merinowolle für Outdoorsportler, sind folgende:

  • Die Wolle der Merinoschafe ist nicht nur angenehm weich, sondern hat auch besonders praktische Wärmeregulierungseigenschaften: Sie wärmt bei kalten Temperaturen und wenn es heiß ist, bildet sich kein Hitzestau.
  • Merino weist nicht nur unangenehme Gerüche ab, auch Schmutz und Wasser prallen bis zu einem gewissen Grad an der Wolle ab.
  • Merinowolle kann bis zu 30% ihres eigenen Gewichts an Feuchtigkeit aufnehmen. Wenn es also ein bisschen tröpfelt, fühlt sich die Kleidung immer noch trocken an.
  • Und selbst, wenn einmal der Regen kommt und man ordentlich durchnässt ist, wärmt das Material immer noch, wo sich andere Fasern klamm anfühlen. Außerdem trocknen die Fasern blitzschnell.
  • Merinokleidung knittert nicht und ist daher äußerst pflegeleicht.
  • Je nach Dichte und Webart hat Merinowolle einen Lichtschutzfaktor von bis zu 50.

Womit sich Outdoorsportler unbedingt ausrüsten sollten

Es kommt natürlich immer darauf an, welche Art von man betreibt. Wer gerne wandert, braucht logischerweise eine andere Ausrüstung als ein passionierter Snowboarder. Zu den Basics gehört beispielsweise folgende Merino Kleidung für Outdoorsportler:

  • Merinounterwäsche: Was man drunter trägt, ist keinesfalls egal. Merino Unterwäsche ist sowohl in langer, als auch in kurzer Form erhältlich und hält den Körper angenehm warm, beziehungsweise kühl, wenn die Sonne vom Himmel brennt.
  • Merino Socken: Gerade, wenn es draußen kalt und nass ist, bekommt man schnell kalte Füße. Damit die Zehen nicht frieren, greift man am besten zu Merinosocken.
  • Merino Shirt: Merino T-Shirts und Langarmshirts sind für jede Art von Sport bestens geeignet. Selbst, wenn man mal das Deo vergessen hat – Schweißgeruch Fehlanzeige!
  • Merinojacke: Für welche Form man sich hier entscheidet, hängt ganz vom bevorzugten Outdoor-Sport ab. Skifahrer wählen am besten eine Merino-Hardshell-Kombi, für Wanderer reicht auch ein kuschliger Hoodie und eine passende Regenjacke.

Mehr Schichten, mehr Flexibilität: Das Zwiebelprinzip kurz erklärt

Wer sich nicht sicher ist, welche Jacke er braucht, kann auf das Schichtprinzip zurückgreifen. Dabei arbeitet man mit verschiedenen Merinoschichten, um einen guten Wärmeeffekt zu erzielen. Die unterste Schicht ist der sogenannte Baselayer, bestehend aus Merinounterwäsche. Darüber kommt ein First Layer Shirt, worüber man dann noch einen wärmenden Merinopulli anzieht. Abgeschlossen wird mit einer wasserdichten Regen- bzw. Merinojacke.

Die vielen Merinoschichten wärmen den Körper und sorgen gleichzeitig für den Abtransport von Feuchtigkeit nach außen, sodass weder ein feuchtes Gefühl noch eine Überhitzung entstehen. Durch die oberste Schicht ist man bestens vor Kälte, Wind und Nässe geschützt – damit ist man gut isoliert und hat mehr Platz im Rucksack.

Merinoschafe

Worauf man beim Kauf achten sollte

Zwar erweist sich Merinowolle in der Praxis als unkompliziertes Material. Das gilt jedoch nicht für den Kauf. Dort sollte man nämlich einiges beachten, wenn man ein hochwertiges Produkt erstehen möchte:

  • Nicht vom Preis abschrecken lassen. Merinowolle ist eine edle Wollsorte und hat damit auch ihren Preis. Aber es ist empfehlenswerter, 40-60 Euro für ein Merinoshirt auszugeben, als um denselben Preis zwei Kunstfasershirts zu kaufen.
  • Darauf achten, dass das Kleidungsstück tatsächlich hauptsächlich aus Merinowolle besteht! Ein kleiner Elasthananteil wie bei Icebreaker Produkten kann der Qualität zwar guttun, Überhand nehmen sollen die Kunstfasern jedoch nicht. Je höher der Merino-Anteil, desto besser die beschriebenen Eigenschaften!
  • Kratzt das Material? Dann nichts wie weg damit!

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Kauf ist, dass man keine Hersteller unterstützen sollte, die das sogenannte Mulesing praktizieren. Dabei wird den Schafen ohne Betäubung die Haut um den After abgeschnitten, was für die Tiere eine unheimliche Qual darstellt. Vertrauenswürdige Hersteller von Merino Sportkleidung sind unter anderem Icebreaker, Smartwool, Ortovox, Devold und Woolpower.

Wenn es um funktionale Kleidung für Outdoorsportler geht, hat Merinowolle klar die Nase vorn. Sie ist pflegeleicht, geruchsneutral und wärmt selbst dann, wenn sie nass ist. Je mehr Merinoschichten man übereinander trägt, umso größer fällt auch der Wärmeeffekt aus. Beim Kauf von Merinokleidung sollte man stets darauf achten, dass die Produkte von hoher Qualität sind und keine Tiere für die Produktion leiden mussten. Wer ein wenig über die verschiedenen Hersteller recherchiert, findet jedoch schnell heraus, wem man vertrauen kann.

Über den Autor

Der begeisterte Outdoor-Sportler Gerald Bacher berichtet auf seinem Online-Ratgeber über teure Wollsorten EdlerZwirn, von den edelsten Wollarten der Welt. Bei EdlerZwirn findet man zahlreiche Informationen über Produkte, Hersteller und Pflege von Merinowolle und Co.

Fotos: pixabay.com / Pixture2016 – CC BY-SA 4.0

Kategorien: Bekleidung

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5 Kommentare

  1. Guten Tag, Sie gehen davon aus, dass es für 40–60 Euro Merinopullover gibt, für die ein Schaf nicht leiden musste? Ich trage manchmal Smedley zum laufen und halte die Firma ethisch für sehr korrekt, allerdings kosten die Pullover um einiges mehr.

  2. Hallo Herr Bacher,

    ich betreibe eine kleines Verbrauchermagazin auf dem unter anderem auch Gamaschen untersuchen (siehe kaufberater.io/mode/outdoorbekleidung/gamaschen/). Wir suchen schon nach langer Zeit nach Gamaschen aus (Merino-) Wolle die wir gerne unseren Usern präsentieren wollen würden.

    Haben Sie vielleicht eine Empfehlung? Asnsonsten super geschriebener Artikel und vor allem sehr informativ. Vielen Dank und beste Grüße

    Johann Krüger

  3. Man kann, wenn man Strick-technisch-begabt ist, sich auch selber Merinowolle kaufen und selbst stricken. Ist u einiges günstiger. Aber man muss es natürlich können, oder Oma/Mutter/etc. fragen :)

  4. Zwischen Kunstfaser und Merinowolle wird meine Wahl immer auf das Naturprodukt fallen. Auch beim Skifahren nehme ich die Funktionsunterwäsche aus Merino. Sie fühlt sich einfach gut auf der Haut an und hinterlässt ein mollig-warmes Gefühl. Wolle im Allgemeinen ist ein sehr vielseitiges Naturmaterial. Die vom Schaf-Fell stammende Faser hat viele Vorteile, wenn es um ihren praktischen Einsatz in Bekleidungsstücken geht. Durch ihre Struktur isoliert sie den Körper sehr gut gegen Kälte, da zwischen ihren feinen Härchen viel Luft eingespeichert wird. Zudem ist sie quasi schmutzresistent und knittert kaum. Im Vergleich zur normalen Wolle, ist die Merinowolle Faser sogar noch feiner. Merino Unterwäsche kann bis 33% ihres Gewichts an Wasser aufnehmen ohne sich feucht anzufühlen. Dabei gibt sie aufgenommene Feuchtigkeit schnell ab und gilt somit als schnelltrocknend. Einige dieser Eigenschaften weisen synthetische Funktionstextilien jedoch auch auf. Kosten dabei aber deutlich weniger. Was macht die Merino Unterwäsche also so besonders? Im Vergleich zu künstlich hergestellter Funktionskleidung, besitzt die Merinowolle eine natürliche Geruchsneutralität. Sie nimmt Gerüche schlecht an und gibt sie nach einem Durchlüften schnell wieder an die Umgebung ab.

  5. Wir sind auch Merino-Fans, aber sich bei den Themen Nachhaltigkeit, Qualität und Tierwohl für die „richtigen“ Firmen zu entscheiden ist gar nicht so einfach. Ich kenne bisher nur „Merino Advanced Performance Promise“ (MAPP) und „ZQ-Merino“ Zertifizierungen – oft sind die Hersteller aber nicht wirklich transparent wenn es um Lieferketten oder Rohstoffe geht. Im Zweifel würde ich immer empfehlen bei den Herstellern nachzufragen.

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